Presseinformation / Stellungnahme
Hamburg, 10. November 2016
بسم
الله الرحمن الرحیم
Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen
Aus gegebenem Anlass:
Stellungnahme
zum Artikel im Hamburger Abendblatt (vom 12.07.16 + 03.11.16), zum Artikel der taz.de
(08.11.16) und zum Antrag A-01 der Grünen:
I.
Die „Blaue Moschee“ ist ein
kulturelles und geschichtliches Erbe Hamburgs und Deutschlands. Jährlich lädt
sie zu den verschiedensten Anlässen, ob am Tag der offenen Tür am 3. Oktober
(Tag der Deutschen Einheit mit ca. 6.000 Besuchern dieses Jahr) oder am Tag der
offenen Tür am 8. Mai (anlässlich der Europawoche und zum Muttertag mit ca.
2.000 Besuchern) sowie im Rahmen von unterschiedlichen Dialog- und
Festveranstaltungen interessierte Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie
Touristinnen und Touristen und Besucherinnen und Besucher zum gegenseitigen
Gespräch und Kennenlernen ein. Zudem sind das IZH und die Moschee das ganze
Jahr über Ziel vieler Schulausflüge und Führungen für Hochschulen, Unternehmen
und Organisationen. Seit 2013 steht die Imam-Ali-Moschee nun auch als ein
Wahrzeichen Hamburgs unter Denkmalschutz. Sie bereichert nicht nur unsere
schöne Stadt, sondern rechtfertigt auch den Ruf Hamburgs als Hauptstadt des
interreligiösen und interkulturellen Dialogs. Unter den Muslimen hat dies zu
einer besonderen Stellung und Ansehen Hamburgs geführt und für Hunderttausende
Touristen und Besucher, die jährlich die Blaue Moschee aufsuchen, die
Möglichkeit eröffnet, mitten im Herzen Europas, aus Hamburg, in die Welt der
östlichen Architektur, Kunst, Spiritualität und Mystik einzutauchen.
II.
Die Imam-Ali-Moschee sieht
sich als Teil der religiösen Pluralität: ein Teil der Einheit in Vielfalt und
die Vielfalt in der Einheit Hamburgs, der sich mit aller Kraft für die Harmonie
und ein friedvolles und verantwortungsvolles Miteinander aller Bürgerinnen und
Bürger bemüht – dies sogar über die Grenzen Hamburgs hinaus. So sind wir
bestrebt, uns im Rahmen unserer Möglichkeiten für das Wohl und die Entwicklung
unserer Gesellschaft einzusetzen. Ein Beispiel u. a. ist unsere Beteiligung an
dem Projekt „Büchertürme“ zur Leseförderung bei Grundschulkindern, bei der Dr. Reza
Ramezani, der Leiter des Zentrums, die Schirmherrschaft dieses wichtigen
Projektes vom Ersten Bürgermeister übernommen hat und demnächst an den
Erzbischof von Hamburg weitergeben wird.
III.
Der Standpunkt des IZH zu
den verschiedensten Themen war und ist stets eindeutig und klar. Wir sind gegen
jegliche Form der Unterdrückung, Ungerechtigkeit, Gewalt, Diskriminierung,
Versklavung und Ausbeutung der Menschen, ganz egal wo auf der Welt und von wem
dies ausgeübt wird. Wir sind gegen jegliche Form von Anschlägen und gegen das
Töten von unschuldigen und wehrlosen Menschen. Der Schutz und die Bewahrung der
Würde der Menschen und der Menschheit gehört für uns zu unseren elementaren
religiösen Überzeugungen; mag dies nun in Europa sein oder in Irak, Yemen,
Bahrain, Gaza oder sonst wo auf der Welt.
IV.
Gemäß dem heiligen Koran
glauben wir daran, dass es keinen Zwang in der Annahme oder Ausübung der
Religion gibt.
Für uns ist die Meinungsfreiheit das Recht eines jeden Menschen und eine
Würdigung seines Stellenwertes. Auch erinnerten wir in der Vergangenheit in
öffentlichen Reden daran, dass die Beleidigung und Schmähung der Heiligtümer
anderer Menschen zu einer Verletzung und Kränkung ihrer Emotionen und Gefühle
führt und grundsätzlich ein menschenunwürdiges Verhalten darstellt. Dies sind
unsere Standpunkte, basierend auf unserem Glauben, die wir vor Muslimen und
Nichtmuslimen klar und deutlich gesagt haben und sagen werden.
V.
Alle Veranstaltungen und
Aktivitäten des IZH finden ausnahmslos im Rahmen und auf Basis der Gesetze
sowie in freiwilliger Kooperation mit der Polizei Hamburg statt. Der Livestream
und die Aufzeichnung aller Veranstaltungen, die simultan in die deutsche
Sprache übersetzt werden, sind Zeichen unserer Bemühungen für eine maximale
Transparenz, die jedermann zugänglich ist. Dazu gehört auch die Archivierung
aller Veranstaltungen in unserer Online-Mediathek und auf anderen sozialen
Video-Plattformen.
VI.
Der Auftrag des IZH ist eindeutig
in der Vermittlung eines moderaten Islams auf Basis der Vernunft und
Spiritualität definiert. Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit als
Muslime, stets die Hand der Freundschaft und Brüderlichkeit gegenüber allen
Religionen und Gläubigen, ob Juden, Christen oder welcher Religion auch immer,
auszustrecken. Davon zeugen unsere eigenen Aktivitäten, aber auch unser
Mitwirken im interreligiösen Forum Hamburg sowie auf anderen Ebenen. Aber auch Mitbürgerinnen und Mitbürger, die
sich keiner Religion zugehörig fühlen, sind unsere Geschwister in der Schöpfung,
denen wir in gleichem Maße Respekt und Achtung entgegenbringen.
VII.
Die Einhaltung und Wahrung
des Grundgesetzes sowie aller anderen Gesetze der BRD stellen eine verbindliche
Voraussetzung und Verpflichtung für alle in Deutschland lebende Muslime dar.
Darauf haben wir immer wieder hingewiesen und werden dies in Zukunft weiter
bekräftigen. Alle Aktivitäten des Islamischen Zentrums Hamburg folgen
ausnahmslos dieser Grundhaltung und sind mit den Gesetzen konform.
VIII.
Zum Selbstverständnis der
Blauen Moschee gehört, jegliche Form von Extremismus wie Antisemitismus oder
Rassismus mit aller Schärfe abzulehnen. Politisch motivierte oder politisch
begründete Aktivitäten haben generell keinen Platz in diesem Gotteshaus und gehören
nicht zu den Aufgaben und Zielsetzungen des Islamischen Zentrums Hamburg.
Diese Grundhaltung im Ort des
Dialogs und der Begegnung von Menschen verschiedener Herkunft, Kultur und
Religion wird seit 55 Jahre lang praktiziert und gelebt. Umso mehr bestürzen
die Aktivitäten der Medien und die Anträge der Grünen, nach denen die Blaue
Moschee wie auch das Islamische Zentrum Hamburg unwahren Aussagen, haltlosen
und unangemessenen Anschuldigungen sowie Unterstellungen ausgesetzt ist. Dieser
Umstand stößt bei vielen Bürgerinnen und Bürgern, die sich an uns wenden, sowie
bei unseren Freunden und Partnern, mit denen wir schon lange Jahre
zusammenarbeiten, auf Unverständnis. Das freundschaftliche und brüderliche
Verhältnis mit den Vertretern der Religionen läuft Gefahr, dadurch geschwächt
zu werden. Die jüngsten Bestrebungen werfen viele Fragen auf. Welche Art von
religiöser Gemeinschaft und Institution schwebt diesen Gruppen vor? Ist es
rechtens, wenn Politiker Vertretern einer Religionsgemeinschaft Handlungen vorschreiben?
Wenn sie meinen, religiösen Gemeinschaften vorschreiben zu können, was sie
„müssen“ und „zu lassen“ haben, ist dies ein alarmierender Zustand, in dem der
Geist der freiheitlichen demokratischen Grundordnung gefährdet ist.
Offensichtlich haben die Verfasser
jener Artikel sowie Teile der Grünen dem Dialog mit Muslimen wenig Wert
beigemessen, denn weder die Moschee noch das Islamische Zentrum Hamburg wurden
im Vorfeld aufgesucht, um in Gesprächen der Wahrheit nahezukommen, mögliche
Missverständnisse zu umgehen und somit Diffamierungen zu vermeiden. Zum
Verständnis hätte beitragen können zu erfahren, dass die Vertreter der
islamischen Religion wie die Vertreter der Kirchen und der Synagoge in ihren
Predigten für dieselben übergeordneten Werte wie Frieden, Toleranz, Freiheit und
Gerechtigkeit eintreten. Es ist eine Frage der menschlichen und religiösen Verpflichtung
der Gläubigen, sich für alle Menschen und somit auch für ihre Glaubensbrüder
einzusetzen und die Frage nach dem Existenzrecht und die Bewahrung der Würde
unterdrückter Völker aufrechtzuerhalten sowie gegen das Sterben von unschuldigen
Zivilisten, Frauen und Kindern in Kriegsgebieten im Sinne einer
Weltengemeinschaft ihre Stimme zu erheben.
Zusammenhalt mit Muslimen ist ein
erklärtes Ziel des Bundessinnenministeriums. Dieser Zusammenhalt kann sich auch
darin ausdrücken, das Recht auszuüben, für eine unterdrückte Menschengruppe gemeinsam
einzustehen und an einer polizeilich genehmigten Demonstration teilzunehmen. Sofern
im Rahmen des Grundrechtes der Versammlungsfreiheit (Art. 8 des deutschen
Grundgesetzes, Art. 12 der Europäischen Grundrechtecharta und Art. 11 der
Europäischen Menschenrechtskonvention) und Erteilung einer Genehmigung für
diese Versammlung dieses Recht ausgeübt wird, ist dies nach unserem Verständnis
eine legitime Entscheidung, die jeder selbst zu treffen hat und die ein hohes
Gut eines demokratischen Systems darstellt, das es zu schützen gilt. Sofern es
hier Einschränkungen für diese Versammlungen gibt, sind diese unbedingt einzuhalten
sowie den Anweisungen der Polizei Folge zu leisten, ohne Wenn und Aber.
Ausdrücklich weisen wir in diesem
Zusammenhang darauf hin, dass das Islamische Zentrum Hamburg sich weder als
Initiator noch als Werbeträger für Demonstrationen politischer Art versteht.
Seit der Beobachtung des IZH seitens
des Verfassungsschutzes sind inzwischen schon mehr als zehn Jahre verstrichen.
Die Zeugnisse aus diesen Jahren haben trotz aller offenen und verdeckten
Ermittlungen und Untersuchungen keine Indizien bereitgehalten, die die aufgeführten
Vorwürfe und Belastungen bekräftigen. Ist diese lange Zeit nicht ausreichend
genug, um die Haltlosigkeit dieser Behauptungen und um die zu Unrecht dem IZH
angelasteten Vorwürfe zu entkräften?
Das Islamische Zentrum Hamburg ist
offen für den Dialog mit Institutionen und Parteien, um eine partnerschaftliche
Zusammenarbeit zur Lösung von gesellschaftlichen und politischen
Herausforderungen unserer Zeit herbeizuführen. Für uns ist Dialog keine Taktik,
die dann und wann angewendet wird. Sie ist der Schlüssel zu einer gemeinsamen
Zukunft in Sicherheit und Frieden und daher eine religiöse und menschliche
Verpflichtung. Wir bekräftigen daher erneut unser Angebot zu konstruktiven
Gesprächen und zum Dialog auf Augenhöhe. Wir sind jedoch nicht mehr gewillt,
haltlose und faktenlose Unterstellungen und Mutmaßungen hinzunehmen.
Text ist zum honorarfreien Abdruck freigegeben.
Pressekontakt:
Jafar Elsner
Pressesprecher
Tel.: +49 40 229486-35
E-Mail: presse@izhamburg.com
Islamisches Zentrum
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«لا إِكْراهَ فِي الدِّينِ
قَدْ تَبَيَّنَ الرُّشْدُ مِنَ الغی» [2:256